Persönliche Besitztümer. Wir besitzen, wir kaufen, sammeln, erben. Was ist die Bedeutung der Objekte, die uns umgeben und die ihren praktischen Nutzen verloren haben? Sicherheit…Erinnerung…Fashion…Obsession…Beweis.  – Šejla Kamerić

Galerie Tanja Wagner freut sich neue Arbeiten von Šejla Kamerić mit ihrer Einzelausstellung Position Absolute zu zeigen.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Existence, eine Serie von Farbfotografien, die Alltagsgegenstände zeigt, markiert mit Zahlen im Stil von Tatort-Fotografien oder Produktplatzierung von Fashion Blogs. Das Foto selbst ist auf der linken Seite eines Blatt Papiers eingelegt – ähnlich wie bei alten Fotoalben – und wird durch eine Beschreibung der Objekte auf der rechten Seite ergänzt. Die Beschreibungen muten poetisch an und folgen gleichzeitig streng formal der Ordnung der nummerierten Objekte. Die Arbeit vereint wissenschaftlich wirkende Bilder mit dichterischer Sprache; sie vereint Realität und Fiktion, Dokumentarisches und Erzählkunst. Es stellt sich die Frage, wie sich der Wert von Alltagsgegenständen messen lässt, die mit persönlichen ebenso wie kollektiven Erinnerungen beladen sind. Wie sehr sind wir als menschliche Wesen abhängig von persönlichen Gegenständen, Erinnerungen und einer “Geschichte” von uns selbst, in welcher Art und Weise tragen sie zu unserer individuellen Identität bei?

Das zweite Werk in der Ausstellung, Position Absolute, besteht aus vier Steinkugeln mit eingravierten Koordinatensystemen, die Orte balkanischer Kriegsgräuel bestimmen. Die Arbeit bezieht sich auf mystische Steinkugeln, die auf der ganzen Welt zu finden sind, vor allem in Bosnien. Obwohl der Mythos besagt, das deren Position essentiell für das spirituelle Gleichgewicht der Erde ist und niemals verändert werden sollte, wurden die meisten von ihnen im Laufe der Zeit verschoben. Durch die Zusammenführung der mythischen Dimension der Geschichte mit den kalten Tatsachen des Krieges schafft Kamerić ein mächtiges Symbol der Erinnerung.

Die drei Kartons in den Räumlichkeiten der Galerie tragen den Titel Care 1, 2 & 3. Eine enthält Kerzen, einige neu, andere halb abgebrannt, die zweite ist mit abgelaufenen Dosenkonserven gefüllt, und die dritte mit Zeitungen und Magazinen. Diese sind eine Neuauflage der Hilfspakete welche die Künstlerin als humanitäre Hilfe während dem Krieg in Bosnien erhalten hat. Die Arbeit ist eine direkte Resonanz auf den Zustand zwischen verschiedenen sozioökonomischen Gruppen in den Krisenzeiten. Die Arbeit hinterfragt das Verständnis der “absoluten“ Position eines Jeden.

Die Einnahmen der Verkäufe von Care 1, 2 & 3 werden an das Flüchtlingshilfswerk UNHCR gespendet.

Šejla Kamerić, geboren 1976 in Sarajevo, lebt und arbeitet in Berlin und Sarajevo.

Einzelausstellungen (Auswahl): 2015: ARTER Space for Art, Istanbul, National Gallery of Kosovo, Prishtina; 2014: War Theater, Sarajevo; 2012: Contemporary Art Center, Vilnius, Museum of Contemporary Art, Belgrade, MSUM Museum of Modern Art, Ljubljana, Sharjah Art Foundation, Sharjah Art Museum – March Meeting, Sharjah; 2010: MACBA, Barcelona, Röda Sten, Göteborg, Prospectif Cinema, Centre Pompidou, Paris.
Gruppenausstellungen (Auswahl): 2015: P21, London, Wellcome Collection, London; 2014: Kunstverein Hamburg, Hamburg, Austrian Cultural Forum New York (ACFNY), New York; 2013: Tokyo Metropolitan Museum of Photography, Tokyo; 2012: Gwangju Biennale, Gwangju, Istanbul Modern Art Museum, Istanbul, Moderna Museet, Stockholm, Marrakech Biennale, Marrakech.