Galerie  Tanja  Wagner  freut  sich  neue  Arbeiten  von  Grit Richter  in der  Einzelausstellung My Skin is Thicker Than Yours zu präsentieren.

Teilen wir kollektive Gefühle? Und wenn, lassen sich Bilder dafür finden? Mit ihren neuen Arbeiten fährt Grit Richter fort die Möglichkeiten der Veräußerlichung innerer Prozesse wie Gefühle oder Erinnerungen zu erkunden. Basierend auf der Annahme, dass wir alle eine kollektive emotionale Struktur teilen, entwickelt sie ein komplexes System aus Formen und Metaphern, das einerseits sehr subjektiv, andererseits aber auch für andere nachvollziehbar ist. Richters visuelles Universum ist hauptsächlich abstrakt, enthält dabei aber immer auch kleine figurative Elemente, sodass den Betrachtenden vielfältige Assoziationen offen stehen. Richter verwendet unterschiedliche Materialien und Medien wie beispielsweise Gemälde oder Neonlicht ebenso wie Objekte aus Holz, Stoff oder Beton. Ihr vielfältiges Schaffen überschreitet konstant seine eigenen Grenzen und dehnt sich auf den Ausstellungsraum aus. Mit zusätzlichen Wandgemälden wird die Galerie buchstäblich zu einer begehbaren Installation, oder wie die Künstlerin es nennt: zu einem bildhaften Raum.

Für My Skin is Thicker Than Yours hat sich die Künstlerin wieder der Malerei zugewendet. In ihren neuen Arbeiten etabliert sie eine noch abstraktere Formsprache mit Betonung auf räumlicher Komposition, die wiederum den nicht-figürlichen Ansatz unterwandert. Dieses Spiel aus Gegensätzen spiegelt sich in Richters Umgang mit Farben, der grundsätzlich sehr zurückgenommen ist, immer wieder unterbrochen von punktuellen Helligkeitsausbrüchen.

Das Gefühl, sich in einer ambivalenten Situation zu verfangen, ist der Grundgedanke in vielen der neuen Arbeiten. Sei es durch die Komposition zweier Formen, die unauflösbar miteinander verbunden sind oder durch die Pingpong-Rhetorik der Wörter Ja und Nein, aus denen sich das Gemälde Immer diese Unentschlossenen aufbaut. Das Diktum, das der Ausstellung ebenfalls als Titel dient – My Skin is Thicker Than Yours – vermittelt ebenfalls widersprüchliche Signale. In erster Linie wird eine Trotzhaltung eingenommen, näher betrachtet zeigt sich allerdings eine versteckte Fragilität und Verletzlichkeit. Die ausgestellten inneren Vorgänge sind hier zwischen großem Selbstbewusstsein und dem Gefühl von Erschöpfung und Unsicherheit angesiedelt; das ständige Pendeln zwischen diesen Polen scheint ein grundlegender Gemütszustand zu sein. Eine von Grit Richters größten Stärken ist der Umgang mit diesen höchst zwiespältigen und komplexen Themen in einer sehr unbeschwerten Art und Weise, sodass sich die Betrachtenden niemals davon belastet fühlen, sondern eher beschwingt und optimistisch. Es gelingt der Künstlerin uns zu zeigen, dass Ambiguität ein Teil des Lebens ist, den wir akzeptieren müssen.

Grit Richter ist 1977 in Dresden geboren und lebt und arbeitet in Hamburg. Sie hat an der Hochschule für bildende Künste in Dresden und Hamburg studiert und 2007 ihren Abschluss unter Prof. Norbert Schwontkowski absolviert.