Galerie Tanja Wagner freut sich, die erste Einzelausstellung mit Laurel Nakadate zu zeigen. Zu sehen sind neue Fotografien, Video- und Soundinstallationen.

Seit fast zwanzig Jahren schafft Laurel Nakadate performative Videos, Filme und Fotografien, deren Thema zufällige Begegnungen und ein Aufeinandertreffen mit Fremden sind. In The Kingdom konzentriert sie sich auf die Darstellung intimer Beziehungen und die Darstellung von Familiengeschichten – sowohl realen als auch imaginären.

Der Titel gibt die letzten Worte von Nakadates Mutter wieder, die kurz nach der Geburt des Sohnes der Künstlerin verstarb. Die Ausstellung konzentriert sich auf die gleichnamige 34-teilige Fotoserie The Kingdom. Nakadate fingiert darin eine physische Verbindung zwischen ihrem Sohn und seiner Großmutter, die nie die Gelegenheit hatte, ihn im Arm zu halten. Nakadate engagierte ihr unbekannte Photoshop Designer im Internet, die Bilder ihres kleinen Sohnes mit den Fotos ihrer Mutter zusammensetzen sollten. Die einzige Anweisung war, das Baby in die Arme der Frau zu legen. Diese bearbeiteten Fotografien drücken eine Sehnsucht und imaginieren eine Vergangenheit und eine Zukunft, die nicht existieren kann.

Die Installation Executive Order 9066 stellt eine Verbindung des Lebens von Nakadates Sohn mit dem ihres Vaters her. Ihr Vater lebte von 1944–1945 in seinem zweiten Lebensjahr mit seiner Familie im Minidoka War Relocation Camp in Hunt, Idaho. Die Fotoarbeit Executive Order 9066 – nach der gleichnamigen präsidialen Anordnung benannt, die nach der Bombardierung von Pearl Harbor die Inhaftierung japanisch-amerikanischer Bürger in Gefangenenlagern vorsah – besteht aus 180 Schnappschüssen die Nakadate täglich über einen Zeitraum von 180 Tagen von ihrem Sohn erstellte. Sie beginnen im gleichen Alter und entsprechen jedem Tag der Internierung ihres Vaters.

City of Stars ist eine Audioinstallation, bestehend aus einem alten US–amerikanischen Münztelefon, aus dem Mailbox-Nachrichten aus den letzten fünf Lebensjahren der Mutter der Künstlerin zu hören sind.

Die Videoarbeit Chewbaca zeigt die Künstlerin in den letzten Tagen ihrer Schwangerschaft.

Nach ihrem Studienabschluss im Jahr 2001 erhielt Laurel Nakadate breite Aufmerksamkeit und Anerkennung für provokative, komplexe und oft beunruhigende Werke, die konventionelle Vorstellungen von Macht, Verführung, Zärtlichkeit und Vertrauen in Frage stellen. Von ihren frühesten Videoarbeiten, in denen sie selbst mit Männern in zufälligen Begegnungen interagiert, bis zu neueren Arbeiten, in denen sie in entlegenen Orten nachts fremde Menschen fotografiert, die sie anhand von DNA-Tests aussuchte, zeigte Nakadate eine enorme Einsatz- und Risikobereitschaft, um ihre künstlerischen Ziele zu erreichen.

Am 2. Juni um 16.00 wird in der Galerie ein Künstlergespräch Creativity and Mothering mit Laurel Nakadate und Elena Agudio stattfinden. Kinder sind herzlich willkomen!

Laurel Nakadate, geboren 1975 in Austin, Texas, studierte an der Yale University School of Art.
Sie lebt und arbeitet in New York.

Laurel Nakadate nahm international in den letzten zwanzig Jahren an Einzel- und Gruppenausstellungen in Museen und Galerien teil. 2011 zeigte sie eine zehn Jahre umfassende Werkschau mit dem Titel Laurel Nakadate: Only the Lonely kuratiert von Klaus Biesenbach im MoMa PS.1. Ihre Arbeiten sind Teil folgender Sammlungen: The Museum of Modern Art, New York; Whitney Museum of American Art, New York; Cincinnati Art Museum; Yale University Art Gallery; Princeton University Art Museum; the Hessel Museum of Art at Bard College, Annandale-on-Hudson; Museum of Modern Art, Warschau; Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington; und in anderen namhaften Institutionen. Die Künstlerin bekam große Anerkennung für zwei Filme: Stay the Same Never Change, der seine Premiere auf dem Sundance Film Festival 2009 hatte, und The Wolf Knife, der für die Gotham and Independent Spirit Awards nominiert wurde