Das ungewisse Wohnen betrifft auch die sogenannten Randgruppen der Gesellschaft, deren Auftreten und beruflicher Status nicht den Standards des bürgerlichen Mittelstands entsprechen. Anders als Lutz sieht Ulf Aminde in der Ausgrenzung allerdings weniger den Niedergang, als vielmehr die Ungewissheit des gesamten Daseins, die jedoch von weiten Teilen der westlichen Bevölkerung als geradezu normale Konstante des Lebens bereitwillig akzeptiert wird. In seinem Video Weiter (2004, „Keep going”) gelangt sie in Form eines Tanzes, eines Spiels zur Darstellung: Vor einer Kulisse des urbanen Zerfalls, auf einer von Bauruinen umgebenen Rasenfläche spielt eine Gruppe von Street Punks zum Sound ihrer Musik die „Reise nach Jerusalem“. Sie tanzen, fallen zu Boden, rempeln sich gegenseitig an, zerstören nahezu alle Stühle und strahlen dabei dennoch durchgehend Zufriedenheit und Lebensfreude aus. Der Mangel an Gewissheiten wird bei Aminde zu einem positiven Lebensstil, zu einem erstrebenswerten Zustand.